Im Folgenden möchten wir auf die Grundlagen unserer Arbeit im Sexualpädagogischen Konzept eingehen. Diese Grundlagen sind für uns das Fundament auf dem wir das gesamte Konzept aufgebaut haben.
In der Pädagogik wird davon ausgegangen, dass Kinder während ihrer psychischen Entwicklung auch verschiedene Phasen der psychosexuellen Entwicklung durchlaufen. Für den Kitaalltag sind die ersten drei Phasen der psychosexuellen Entwicklung relevant. Die verschiedenen Phasen sind nicht eindeutig voneinander zu trennen und greifen ineinander über.
1. Lebensjahr – Orale Phase:
Säuglinge und Kleinkinder befinden sich in der oralen Phase. In dieser Phase bauen sie eine Beziehung zu ihrer Umwelt auf und die Mundzone gilt als Triebquelle. Saugen, Kauen, Berühren, Schlucken, Beißen und Lutschen führen zur Befriedung. Um eine gesunde Entwicklung zu garantieren, benötigt das Kind Reize, eine individuelle und angemessene Befriedigung der oralen Bedürfnisse.
1. bis 3 Lebensjahr – Anale Phase:
Kinder bauen in dieser Phase eine Beziehung zur eigenen Person auf. Die Afterzone, mitsamt dem Ausscheidungsvorgang, dem –organ und –produkt, gelten als Triebquelle. Zu den Bedürfnissen dieser Phase kann das Spielen mit dem Ausscheidungsorgan, sowie dem –produkt gehören. Auch das Ausscheiden oder Einhalten des Kotes gehört dazu, hierdurch erkennen sie die Kontrolle über ihren eigenen Schließmuskel. In dieser Phase lernen die Kinder häufig auch auf die Toilette zu gehen.
4. bis 6. Lebensjahr – Phallische Phase:
In dieser Phase bauen die Kinder eine Beziehung zu ihrem eigenen Geschlecht auf und die Genitalzone gilt als Triebquelle. Als Triebwünsche gelten das Spielen mit dem eigenen Geschlechtsteil und das Interesse am gegengeschlechtlichen Elternteil. Die Kinder identifizieren sich mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil und erwerben somit die jeweilige Geschlechtsrolle. Jungen können in dieser Phase die sogenannte „Kastrationsangst“ bekommen, da sie feststellen, dass den Mädchen der Penis fehlt und sie befürchten, sie könnten ihren verlieren. Mädchen wiederum haben in dieser Phase gelegentlich mit dem „Penisneid“ zu kämpfen, sie könnten sich unvollständig fühlen und enttäuscht sein, dass ihnen etwas fehlt.
Wie unterstützen wir die Kinder in den verschiedenen Phasen:
- Zur Bedürfnisbefriedigung, dürfen Dinge in den Mund genommen werden
- Kein Toilettenzwang, das individuelle Tempo eines jeden Kindes steht im Mittelpunkt
- Die Wickelsituation wird an den Bedürfnissen des jeweiligen Kindes angepasst
- Der eigene Körper darf im geschützten Raum und Rahmen erkundet werden
- Der Individuelle Wunsch des Kindes nach Nähe wird wahrgenommen. Hierbei werden beidseitige Grenzen gewahrt.
Das Geschlecht ist heutzutage zu unterscheiden, in zwei unterschiedliche Bereiche. Zum einen gibt es das biologische Geschlecht (= sex), welches angeboren ist, und zum anderem gibt es das soziale Geschlecht (= gender), welches gesellschaftlich geprägt und individuell erlernt wurde.
Kinder lernen durch ihre Umwelt und individuelle Sozialisation, was weiblich und was männlich ist. Hierbei übernehmen sie allerdings lediglich das, was ihnen durch ihre Umwelt vorgegeben wurde.
Somit können sie, anhand der äußeren Erscheinung ihres Gegenübers, bereits innerhalb von ihrem ersten Lebensjahr zwischen den Geschlechtern unterscheiden. „Mit zwei Jahren wissen sie, was Geschlecht ist“4 und bereits ab dem dritten Lebensjahr können sie sie ihr eigenes Geschlecht erkennen und benennen. Innerhalb ihres vierten und sechsten Lebensjahr lernen die Kinder, dass das Geschlecht von Menschen genetisch festgelegt ist. Sie entwickeln die sogenannte „Geschlechtskonstanz“.
Wie unterstützen wir die Kinder:
- Die Mitarbeitenden zwingen keine Stereotypen auf
- Die Kinder werden individuell und unabhängig von ihrem Geschlecht gefordert und gefördert
- Interessen, Spielbereiche und Tätigkeiten sind freiwählbar und nicht abhängig vom Geschlecht
- Alle Kinder werden gleichbehandelt, auch Bedürfnisse werden gleich wahrgenommen und erfüllt (Trösten, Umarmen, etc.)
Jeder Mensch, egal ob Alt oder Jung, hat von Geburt an ein natürliches Interesse an seinem eigenen Körper. So erleben bereits schon Kinder Sexualität, allerdings auf eine andere Art und Weise als Erwachsene.
Die Entwicklung der (Kindlichen) Sexualität beginnt mit dem Bedürfnis nach Geborgenheit und körperlicher Nähe. Säuglinge erforschen durch Berührungen mit dem Körper, fassen Dinge an oder nehmen sie in den Mund. Somit erkunden sie nicht nur das Objekt, sondern zeitgleich auch ihren eigenen Körper. Sie erfahren, welche ihrer Körperstellen empfindlich reagieren und wo die Berührungen als angenehm empfunden werden, auch entdecken sie so die Körperöffnungen.
Wie unterstützen wir die Kinder:
- Jungen und Mädchen erhalten von uns immerzu die gleiche Wertschätzung
- Alle Kinder bekommen die gleichen Möglichkeiten für ihre Entfaltung
- Wir unterstützen und begleiten die Kinder bei Rollenspielen und Spielen zur Körperwahrnehmung – in angemessener Art und Weise.
- Wir geben den Kindern das Gefühl von Nähe und Geborgenheit – sofern diese es möchten
- Wir setzen Grenzen und Regeln und erläuterten diese altersentsprechend
- Jedes Kind hat ein eigenes Gefühl von Scham, welches zu jedem Zeitpunkt geachtet und respektiert wird